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30.06.2025

Die Latrinenkatastrophe von Erfurt: Der wohl skurrilste politische Unfall des Mittelalters

Im Juli 1184 kam es in Erfurt zu einer der bizarrsten Tragödien der mittelalterlichen Geschichte – über 60 Adlige starben, als der Boden eines Ratsgebäudes einbrach und sie in eine riesige Latrinengrube stürzten.

Am 26. Juli 1184 versammelten sich hochrangige Adlige und Kirchenvertreter auf Einladung von König Heinrich VI. in einem Versammlungsraum über einem Latrinenkeller in Erfurt, um einen eskalierenden Landstreit zu klären. Was folgte, ging als eine der bizarrsten historischen Todesfälle in die Geschichte ein: das Gebäude brach plötzlich zusammen – und etwa 60 Anwesende fielen direkt in die darunterliegende Jauchegrube.

Was wie ein makabrer Witz klingt, ist durch die Chronik von Sanct Peter zu Erfurt gut dokumentiert. Die unglücklichen Opfer ertranken in Fäkalien, wurden von Trümmern erschlagen oder starben an giftigen Gasen. Nur wenige, darunter König Heinrich und Erzbischof Konrad von Mainz, überlebten das Unglück – angeblich, weil sie sich an Fensterbalken klammerten.

Die Katastrophe zeigt nicht nur die schlechten baulichen Zustände im Mittelalter, sondern auch den kuriosen Ausgang politischer Versammlungen jener Zeit. Wer heute über „dreckige Politik“ spricht, sollte wissen: Es geht immer noch schlimmer.